Mittwoch, 23. Februar 2022

23.2. Die Sterne des "Orion" ...



Das wohl bekannteste Sternbild am Himmel - Orion.



Heute möchte ich einmal zeigen, wie man Sterne am Himmel findet.

Am besten eignet sich dazu eine Sternkarte wie oben,
auf der man die einzelnen Sternbilder finden und nachsehen kann,
um welche Uhrzeit sie sich in welcher Himmelsrichtung befinden.

Orion geht hier oben am 5. Februar um 18 Uhr im Südosten auf,
man kann ihn links auf der Sternkarte erkennen.



Nun haben wir aber bereits den 11. Februar
und er steht am frühen Nachthimmel hoch im Süden.

Fangen wir gleich mit seinem Hauptstern,
Betelgeuze, einem "Roten Riesen" (s. oben im roten Kreis) an,
der auch die Bezeichnung "Alpha Orionis" trägt:



So würde man ihn bei optimaler Sicht
am Nachthimmel leicht erkennen
- nun, das geht in der Großstadt nicht so gut.



Sein komischer Name stammt übrigens daher, dass man ihn
aus dem Arabischen schlecht transskribiert hat:

Eigentlich müsste er "Yadelgeuze" heißen, 
was auf Arabisch "Hand der Riesin" bedeutet.

(Im Arabischen kann man die Buchstaben y und b leicht verwechseln:
"b" hat nur einen Punkt unterhalb des selben Zeichens, "y" zwei ...).



Dennoch erkenne ich Betelgeuze gut vom Balkon, 
weil er auch am Firmament eindeutig rötlich leuchtet, 
was auf eine relativ "kühle" Oberfläche 
von "nur" ca. 3.300° Celsius hinweist.



Er ist ein "alter" Stern, 800x größer als unsere Sonne (!)
und man denkt, dass er die nächste Supernova sein wird
- also ein sterbender, explodierender Stern.

Aber keine Angst - er ist über 700 Lichtjahre weg!



Vielleicht ist er auch schon längst explodiert
und wir können es nur noch nicht sehen,
weil sein Licht ja 700 Jahre bis zu uns braucht.



Tatsache ist, dass er als Supernova für uns Erdenbewohner 
SICHER nicht zu übersehen und wohl für einige Tage 
so hell wie der Halbmond sein wird!



Machen wir mit dem rechten Schulterstern des Orion weiter,
der allerdings nicht der nächsthellste Stern ist, 
sondern nur als "Gamma Orionis" gilt - Bellatrix
(lat. für "Kriegerin, Kämpferin").



Sie ist der dritthellste Stern im Orion, ...



... ein bläulicher Riesenstern, der die achtfache Masse, 
aber eine 4000x größere Leuchtkraft als unsere Sonne hat.



In höchstens einigen Millionen Jahren
wird sich Bellatrix ebenfalls zum Roten Riesen aufblähen
und danach als massereicher "Weißer Zwerg" enden.



Beta Orionis, also der zweithellste Stern im Orion,
ist eindeutig Rigel, der sich rechts unten befindet.



Sein Name leitet sich vom Arabischen "Linker" ab,
was ursprünglich von "linker Fuß des Mittleren" stammt.



Rigel ist zwischen 600 und 900 Lichtjahren entfernt
- bei diesem Dreifachsternsystem kann man das nicht so genau sagen -
und daher scheint er auch leicht zu pulsieren, da sich 
seine Komponenten jeweils vor- oder hintereinander schieben.



Er strahlt 46.000x heller als unsere Sonne, ...



... was bei diesem Größenvergleich zwischen den beiden
- lt. Wikipedia - ja auch kein Wunder ist!



Eigentlich ist er heller als Betelgeuze,
doch da Betelgeuze in seiner Helligkeit variiert
und manchmal heller werden kann als Rigel,
ist Rigel eben "nur" Beta Orionis.



Saiph - arabisch für "Schwert" ist der
linke untere Eckstern des Orion
und trägt die Bezeichnung "Kappa Orionis".



Er ist nach heutigen Erkenntnissen ein Einzelstern, 
ca. 650 - 725 Lichtjahre entfernt und ...



... eigentlich heller als Rigel, doch da er einen Großteil
 seiner Strahlung im ultravioletten Bereich abgibt, ...



... erscheint er für uns Betrachter blasser als Beta Orionis.



Weiter geht es mit den so genannten "Gürtelsternen" des Orion,
den drei prägnanten Sternen in der Mitte des Sternbildes.



Alnitak - arabisch für "Gürtel" - ist der unterste von ihnen
und eigentlich von einem Nebel umgeben, ...



... den man aber auf meinen Fotos kaum sehen kann.



Alnitak ist ca. 800 Lichtjahre entfernt, 
leuchtet 100.000x stärker als unsere Sonne und
hat zwei Begleiter, wie man erst im Jahr 2000 entdeckte.



Alnilam ("Anordnung" - von Perlen, Gürtelmitte),
der mittlere Gürtelstern, ist einer der leuchtkräftigsten Sterne, 
die wir derzeit kennen!



Er leuchtet sogar 375.000x heller als unsere Sonne,
und ist über 1.300 Lichtjahre entfernt!



Sein Durchmesser ist ca. 26x größer als der unserer Sonne
und er ist ebenfalls von einem Reflexionsnebel umgeben,
der allerdings kleiner ist als jener von Alnitak.



Der 3. und oberste Gürtelstern des Orion 
heißt Mintaka ("Gürtel") und ...



... ist ein Doppelstern, wie er im Bilderbuch steht.



Beide sind ca. 1.000 Lichtjahre entfernt von uns 
und seine Komponente A (hier unten im Bild) 
leuchtet ca. 70.000x heller als unsere Sonne.



Er ist ca. 20x größer im Durchmesser als die Sonne
und seine Temperatur beträgt über 30.000° Celsius.



Gleich unterhalb von Alnitak, dem 1. Gürtelstern, 
befindet sich Sigma Orionis, ...



... ein weiteres Mehrfachsternsystem, ...



... das vielleicht sogar aus 5 Sternen besteht,
die man sogar fast alle im Teleskop erkennen kann.



Es ist 1.149 Lichtjahre entfernt und die beiden
Hauptsterne sind einander so nah, dass man sie auch 
in großen Teleskopen nicht voneinander trennen kann
- was ja hier bei meiner Aufnahme ebenfalls zutrifft!

Ein Fünffach-Sternsystem so schön im Bild 
- das ist schon etwas Besonderes :-) !



Als nächstes möchte ich mir den Orionnebel ansehen,
der nach dem Messier-Katalog M42 heißt und
oberhalb einen "kleinen Bruder", nämlich M43, hat.



Bei mir im Teleskop sieht der Orionnebel
heute so aus - leider ist der Mond ziemlich hell.



Vergrößert kann man ihn besser erkennen
und auch das typische Sterntrapez in seiner Mitte.



Der Orionnebel ist ein Sternentstehungsgebiet
voller junger Sterne und solcher, die sich noch bilden,
und sieht in großen Teleskopen sehr bunt aus.



M43 ist kleiner und befindet sich genau darüber -
mit meiner Ausrüstung und bei der Helligkeit des Himmels 
in der Großstadt kann ich ihn aber nicht von M42 unterscheiden.



Dafür ist "Nair Al Saif" (arabisch für "Der Helle im Schwert")
 - gleichzeitig Iota Orionis - ein lohnender Doppelstern
gleich unterhalb des Orionnebels.



Diese zwei Sterne sind 1.325 Lichtjahre entfernt
und trotzdem gut für uns sichtbar!



Hier noch der Stern über Alnitak, dessen Bezeichnung
ich nirgendwo finden kann, so unbedeutend scheint er, ...



... sowie noch ein 2. Stern links oben, der eventuell sogar ein Doppelstern ist,
- aber so genau sind die verfügbaren Sternkarten im Internet nicht.



Eigentlich bin ich auf der Suche nach M78,
einem Reflexionsnebel links oberhalb von Alnitak, ...



... und vielleicht habe ich ihn ja auch gefunden,
nur dass er bei mir in der Stadt und mit meinem Equipment
wie die zwei Sterne im Bild weiter oben aussieht.



Hier das Messier-Objekt M78 in voller Pracht und Schönheit
- aufgenommen vom "La Silla Teleskop" mit einem 2,2 m Spiegel.



Dann wende ich mich Ensis, Eta Orionis, zu,
der Alnitak gegenüber zu liegen scheint.



Dieser ist ein Doppelstern und knapp mehr
als 900 Lichtjahre von der Sonne entfernt.



Ich freue mich, wieder einen Doppelstern
so schön aufs Bild bannen zu können,
sein Begleiter scheint jedoch ziemlich schwach und weit weg.



Beim Sternbild Orion darf man auch Lambda Orionis
ganz oben über den Schultern nicht vergessen:



Dieser Stern heißt "Meissa" (arabisch für "Das Leuchten")
und ist ein ebenfalls ein Doppelstern, ...



... dessen Begleiter rechts sehr schwach leuchtet
- beide sind 1.100 Lichtjahre von uns entfernt.



Knapp unterhalb von Meissa gibt es noch ...



... den Doppelstern Phi1 & Phi2,
die "Khad Prior" und "Khad Posterior" heißen
und relativ weit auseinander stehen.

(Khad = arabisch für "Wange") 



Zum Abschluss noch eine wunderschöne Langzeit-Aufnahme des Orion
mit roten Wolken ionisierten Wasserstoffs.

Der große Bogen um die drei Gürtelsterne bis hin zu Rigel
wird "Barnard's Loop" genannt, 
auch um Meissa ganz oben steht eine riesige rote Wolke.

(Foto aus dem Internet)



Die leuchtschwächeren Sterne in den beiden Armen des Orion
werde ich im Eintrag am 20.2. näher beschreiben.







 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

10.10. Morgenhimmel ...

Heute morgen begrüßte mich ein riesiger Wolkenvogel am Himmel. Weiter südlich davon sah es so aus.